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Zu viel um die Ohren

Woher nimmt man eigentlich die Zeit, die plötzlich da sein muss, um für eine weitere Person im Leben Platz zu schaffen. Ich habe so lange daran gearbeitet, mein Singleleben einzurichten und zu genießen, dass es mir jetzt sehr schwer fällt die Zeit, die nötig wäre auch zu finden. So kommt es dann, wie letzte Woche zum Beispiel, dass ich mich entscheiden muss, zwischen Freunden und Romantik.

An jedem Abend gab es Pläne, die mich in irgendeiner Weise involvierten. Nun gut, auch das ist keine normale Situation, schließlich habe ich auch einfach gerne mal einen Abend nur für mich auf der Couch. Zeit, die ich auch ungern hergebe für Aktivitäten mit anderen Menschen. Dazu außerdem das absolute Minimum an zweimal Sport pro Woche. Wo mache ich jetzt Einsparungen? Wo bekomme ich mehr Zeit her? Oder besser: An welchen Enden und Ecken spare ich Zeit ein?

Mein Unwillen und Clemens hartnäckige Planungsverweigerung führten also letztlich dazu, dass wir uns in den letzten acht Tagen nicht einmal zu Gesicht bekamen. Schließlich sage ich ja niemandem ab, wenn ich an besagtem Tag nichts zu tun habe, weil ich insgeheim darauf warte, dass mein „was-auch-immer“ meine Gegenwart beansprucht. Ich war also verabredet und für Clemens keine Zeit. Wer um ca. 17 Uhr fragt, ob ich abends Zeit habe, wird nicht mehr beachtet. Mein Planungsvorhaben ein paar Tage früher, wurde abgetan mit seinem Anspruch auf Flexibilität.

Auch wenn es sich hier um eine außergewöhnliche und wahrscheinlich einmalige Situation handelt, ist es doch ein zeichnendes Bild dieser „Beziehung“. Ich versuche weitestgehend zu planen, um auch weiterhin ein soziales Leben zu haben, während er mich scheinbar gerne auch einfach spontan dazwischen schiebt, wenn gerade nichts Besseres zu tun ist. Ein wohliges Gefühl. Eigentlich eine Sache, die man klären muss. Ich habe aber einfach keine Lust, ständig diejenige zu sein, die alles klären muss und will. Ihn scheint es nicht zu stören, dass wir uns so lange jetzt gar nicht gesehen haben. Vielleicht kommt er ja irgendwann selbst auf den Gedanken, dass diese Art und Weise nicht dazu führt, eine ernsthafte Beziehung zu beginnen. Immer unter der Voraussetzungen, dass er dies überhaupt will. Wer weiß das schon. Da wir nicht darüber sprechen, habe ich keine Ahnung.

Fest steht jedenfalls, dass ich keine Lust habe mein Sozialleben aufzugeben und darauf zu warten, dass Clemens Zeit findet, die er mit mir verbringen will. Ich bin sehr gerne bereit zu planen, um so weiterhin Freunde zu sehen, ihn aber auch einzubauen. Was ich nicht tun werde, ist darauf warten, dass er Zeit findet und im Gegenzug anderen Menschen absagen, die schlicht und einfach früher nachgefragt haben. Ob das nun die richtige Strategie ist, weiß ich nicht. Insbesondere im Hinblick auf eine gemeinsame Zukunft. Ich kann aber aktuell gut damit leben und habe nicht das Gefühl zu viel aufzugeben. Wenn es klappt, dann klappt es. Wenn nicht, dann eben nicht.

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