Die meisten Menschen hätten gerne einen Partner an ihrer Seite, der mit ihnen durch Dick und Dünn geht. Aber nicht alle Menschen sind in der Lage dazu, eine ernsthafte Beziehung auf Dauer zu führen. Diese Beziehungsunfähigkeit kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Eine davon sind Bindungsängste.
Was sind Bindungsängste?
Bindungsangst ist die Angst, Bindungen einzugehen. Soziale Beziehungen zu anderen Menschen in Form von Freundschaften oder Liebesbeziehungen können von Bindungsängsten betroffen werden. Ebenso ist es für Personen mit Bindungsängsten schwierig berufliche oder private Verpflichtungen einzugehen. Die Angst vor dem Verlust der persönlichen Freiheit kann bei Menschen, die sich schnell eingeengt oder bevormundet fühlen, gleichwohl zu Bindungsängsten führen, da sie ihr Leben möglichst selbstständig und unabhängig gestalten möchten. Menschen mit Bindungsängsten haben Angst vor zu viel Nähe und Verantwortung.
Sie verbinden zu viel Nähe zu einem anderen Menschen mit Schmerz, welcher sich nicht nur emotional in Form von Selbstzweifeln und Hassgefühlen gegen sich selbst ausdrückt, sondern auch körperlich. in Form von Stressreaktionen wie Herzrasen und Hitzewallungen. Betroffene haben nicht nur Angst vor den Reaktionen ihres Partners, sondern auch vor ihren eigenen. Bevormundung, Kontrollverlust, Verpflichtung, Verantwortung und Versagen können Bindungsängste verstärken.
Wie entstehen Bindungsängste?
Diese Angst kann sowohl in schlechten Erfahrungen mit vergangenen Bindungen begründet sein, als auch in erlebten Enttäuschungen. Menschen, diein ihrer Kindheit Verluste ertragen mussten, wie beispielsweise den Tod eines geliebten Menschen oder die Trennung der Eltern, leiden vermehrt an Bindungsängsten. Eine distanzierte Beziehung der Eltern zu einander und zu ihrem Kind führt dazu, dass der Betroffene sich später in der gleichen Art und Weise gegenüber seinen Mitmenschen verhält. Auch Menschen, die in früheren Beziehungen enttäuscht oder ohne Vorwarnung verlassen wurden, haben mit diesen Ängsten zu tun. Diese Personen haben sich nach den enttäuschenden Erfahrungen geschworen, niemals mehr einem anderen Menschen vollkommen zu vertrauen, um diesen Schmerz nicht mehr verspüren zu müssen. Vertrauen und sich Gehenlassen bedeutet für die Betroffenen Gefahr und dieser wollen sie durch das Vermeiden von Bindungen entgehen.
Warum machen diese Ängste den betroffenen Menschen beziehungsunfähig?
In einer Beziehung müssen beide Partner Kompromisse eingehen und einen Teil ihrer Unabhängigkeit aufgeben. Menschen mit Bindungsängsten fällt dies unheimlich schwer, was das Beziehungsleben deutlich komplizierter macht. Bei Menschen mit Verlustängsten ist das gegenteilige Problem der Fall; sie klammern zu sehr am Partner, aus Angst diesen zu verlieren und reden sich ein, nicht gut genug füreine Beziehung mit ihm zu sein. Das Selbstwertgefühl der Betroffenen ist so gering, dass sie denken, nicht liebenswert zu sein und infolgedessen beschließen, lieber keine Nähe zu anderen Menschen zuzulassen, als das Risiko einzugehen, verletzt zu werden. Da lieben für diese Menschen bedeutet, verwundbar zu sein, schützen sie sich dadurch, keine Nähe zu anderen Menschen zuzulassen. Ganz nach dem Motto „Wenn ich keine Beziehung habe, kann ich auch nicht verlassen werden.“
Was hilft gegen Bindungsängste?
Nähe zu anderen zuzulassen bedeutet für jeden Menschen immer ein Risiko. Aber wer nicht wagt, der kann auch nicht gewinnen. Als Betroffener sollte man versuchen, seinem Partner einen Vertrauensvorschuss zu geben. Wenn dieser das Vertrauen nicht missbraucht, hat es sich gelohnt, das Risiko einzugehen. Offene Gespräche über die Ängste helfen dem Partner, bestimmte Reaktionen und Verhaltensweisen des Betroffenen verstehen zu können. Er kann dem Anderen mehr Zeit und Freiraum geben, damit dieser seine Beziehungsängste ablegen kann. In manchen Fällen klappt diese Form der Selbstheilung. Sollte es nicht funktionieren, ist es ratsam einen Psychologen hinzu zu ziehen, der einem bei der Aufarbeitung der Auslöser und Ursachen der Bindungsängste behilflich sein kann.