Viele Menschen kennen dieses Problem. Sie lernen jemanden kennen, verbringen gerne Zeit mit diesem Menschen, verlieben sich idealerweise, behandeln die Person gut und dennoch ist die Beziehung schneller zu Ende als sie sich vorstellen wollen. Der Partner kramt dann ganz tief in der „Schlussmach-Kiste“ und wartet mit solch tollen Kostbarkeiten auf, wie: „Es liegt nicht an dir, es liegt an mir!“ oder „Ich will gerade eigentlich gar keine Beziehung! Lass uns aber Freunde bleiben!“. Die Beziehung hat ihr natürliches Ende gefunden, so richtig wissen sie aber gar nicht, woran es gelegen hat. Vielleicht sind diese Menschen einfach zu nett?
Psychologisch lassen sich solche Beziehung sehr gut analysieren. Die Betroffenen handeln immer nach dem gleichen Muster. Sie sind nett, zuvorkommend, bringen kleine Aufmerksamkeiten mit zu einem Date, rufen an und sind auch immer pünktlich. In einem Satz zusammengefasst: die Investitionen in die Beziehung sind hoch. Und wer viel in etwas investiert, schätzt dies auch mehr. So entsteht seitens des Investors eine schnell eine starke emotionale Bindung. In anderen Worten: wenn Sie viel in die Beziehung investieren, verlieben und binden Sie sich stärker. Diese Bindung entsteht aber leider nicht auf Seiten des Partners. Viele kleine Geschenke und Aufmerksamkeiten können sogar den gegenteiligen Effekt erzielen und eher aufdringlich wirken.
Für den Investor entsteht außerdem der sogenannte „sunk-cost“ Effekt. Ursprünglich kommt dieser Begriff aus den Wirtschaftswissenschaften und beschreibt Kosten, die schon entstanden und nicht mehr rückgängig zu machen sind. Dieser Effekt lässt sich recht einfach auf Beziehungen übertragen: je mehr Investitionen in die Beziehung getätigt werden, desto unwahrscheinlicher wird eine Trennung. Die Beziehung hat ja schließlich einen bestimmten Wert erhalten, durch all die Investitionen, wie Dates, Geschenke, zusammen verbrachte Zeit usw.
Von der anderen Seite betrachtet ist vor allem Zeit ein wichtiger Faktor. Ständige Verfügbarkeit macht schnell unattraktiv. Wertvoll hingegen, erscheinen besonders solche Menschen, die schwer zu haben sind. Deren Zeit ist kostbar und damit sind auch sie kostbar. Im Kontrast dazu steht der verliebte, nette und aufmerksame Mensch, der immer Zeit hat und auch alles stehen und liegen lässt, um den Partner zu sehen. Dadurch nimmt man sich selbst den Wert und der Partner verliert nicht selten das Interesse.
Nettigkeit wird in den meisten Fällen eben nicht belohnt. So auch in Beziehungen. Wer immer zurück steckt, nachgibt in Streitigkeiten und mit viel Wohlwollen in fast allen Situationen reagieren, der wird schnell übergangen und schlecht behandelt, frei nach dem Motto: „Mit dem kann man’s ja machen!“.
Wer an seinen Beziehungsmustern etwas ändern will, sollte auf zu viele Nettigkeiten verzichten. Hin und wieder eine kleine Aufmerksamkeit kann die Beziehung beleben und sie am Laufen halten, ständige Geschenke sind aufdringlich und lassen den Beschenkten mit einem unguten Gefühl zurück. Generell sollte man auf zu viele Investitionen, vor allem zu Anfang, verzichten. So bringt man sich nicht in die Situation zu schnell zu starke Gefühle aufzubauen und man lässt dem Partner auch seinen Freiraum, zu sehen wo die Beziehung hinführt.
Auf Spielchen mit den Gefühlen des Partners sollte man dennoch verzichten. Zwar kann es sich durchaus positiv auf die Beziehung auswirken hin und wieder nicht zurückzurufen oder mal ein Date abzusagen, aber auf Dauer ist dies keine Lösung.