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Solo-Hochzeit

Die Hochzeit meiner ältesten Freundin stand an. Nicht Julias und Martins Hochzeit. Da werde ich mich hüten hinzugehen.
Claudi und ich kennen uns schon seit unserer Geburt, auch wenn ich davon eher weniger behalten habe. Unsere Mütter kannten sich aus der “werdende Mutter”-Gruppe. Unser Weg war also vorgepflastert. Wir sind zusammen in den Kindergarten, die Grundschule und die weiterführende Schule gegangen. Dann habe ich allerings Abitur und Studium dran gehangen, während sie eine Ausbildung gemacht hat. Ich habe das Gefühl, Paul, ihren Zukünftigen, kenne ich mindestens genauso lange, auch wenn es tatsächlich ein paar Jahre weniger sind. Mit 14 ist Paul in unsere Klasse gekommen und man kann sagen für die beiden war es Liebe auf den ersten Blick. Ach Mensch, ich werde ganz neidisch…
Trotz meiner momentanen Abneigung gegenüber Hochzeiten bin ich natürlich hingegangen und sogar alleine. Ich habe mich entschlossen, nicht verzweifelt nach einem Date zu suchen und die Hochzeit einfach auf mich zukommen zu lassen. Vielleicht würde sich ja ein netter Mann zum flirten finden.

Allerdings habe ich vorher lange und breit mit Claudi über die Gästeliste und die Sitzordnung diskutiert. Sie hatte geplant, einen Singletisch machen und dort alle Singles, die zur Hochzeit kommen, zusammen zu setzen. Praktisch wie ein Kindertisch, nut für Erwachsene. Gott sei Dank konnte ich sie von dieser Idee abbringen.

Leider musste ich Claudi auch sofort aus ihren Träumen reißen, mich und Pauls Bruder Tim  zu verkuppeln. Ich habe ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass ich kein Freiwild frei zum Abschuss bin. Ich flirte nur mit wem ich will.
Außerdem habe ich drauf bestanden, dass sie mir ein Zeichen gibt, wenn der Brautstrauß geworfen wird. Damit ich mich dann heimlich aus dem Staub machen kann. Top ausgerüstet mit einem neuen Kleid konnte der Termin schließlich kommen.

Die Hochzeit war wirklich wunderschön. Ich habe mich sehr für die beiden gefreut. Auch das Zeichen vorm Brautstrauß werfen hab ich bekommen, ganz heimlich habe ich mich zur Bar geschliechen. Von dort aus hatte man einen tollen Blick auf das Geschehen. Grandios, wie 50 Frauen sich fast die Haare ausgerissen haben, um einen Blumenstrauß zu fangen. Ein klasse Schauspiel.

“Warum stehst du denn nicht da vorne und versuchst deine Gegnerin mit einem Stöckelschuh zu ermorden?” kam eine Stimme aus dem Nichts heraus von hinten und ließ mich ganz schön erschrecken.
“Ach, ich halte nicht so viel von Ehe und dem ganzen Kram.” log ich das Blaue vom Himmel. “Wird doch ohnehin überbewertet!”
“So wie Körperhygiene. Die Dusche von innen zu sehen reicht auch alle 2 Wochen!”
Jetzt drehte ich mich perplex um und sah mir den Mann an, der nichts von Körperhygiene hielt.
“Das war ein Scherz. Du weißt schon, so eine Bemerkung, wo nachher alle ihren Mund komisch verziehen. Man nennt das dann lachen!”
Jetzt musste ich tatsächlich lachen,
“Ich heiße Thorsten” Er gab mir seine Hand. “Ist gewaschen, versprochen!”
Wir unterhielten uns. Es war ganz lustig, mir mit Throsten an der Bar meine Zeit zu vertreiben. Und meine neue Bekanntschaft flirtete auf sehr eindeutige Weise mit mir.

Aber irgendwann geht auch die schönste Hochzeit zu Ende und ich wollte mich langsam auf den Weg nach Hause machen
“Kann ich deine Nummer haben?” fragte Thorsten zum Abschied. “Vorrausgesetzt natürlich, du bist Single” Jetzt lachte ich wirklich, alleine auf einer Hochzeit und er fragte, ob ich Single sei. Witzig, witzig!
Er war nicht wirklich mein Typ. Aber eben ganz nett und witzig. Naja und ein kleines bisschen durchgeknallt. Ich gab ihm also meine Nummer und fragte logischerweise auch nach seiner, die er mir aber leider mit der Aussage, er sei Geheimagent und wenn ich seine Nummer kennen würde, müsste er mich töten, nicht gab.
Ich verabschiedete mich schnell. Fast wünsche ich mir jetzt, dass er meine Nummer verliert oder einfach nicht anruft.

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