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Diese eine Freundin

Ich gehe davon aus, dass die meisten Menschen, ob nun Single oder nicht, eine solche Freundin oder einen solchen Freund (in meiner vielleicht etwas Vorurteilsbelasteten Welt gibt es mehr Frauen als Männer) irgendwie und vielleicht auch nur über ein paar Ecken, kennen. Aber er oder sie ist da. Es gibt sie. Und meines Erachtens nach nicht mal sehr selten: Dieser Mensch, der unbedingt einen Partner haben möchte. UNBEDINGT!

Ich denke, ich kenne mich da gefühlt so gut aus, weil ich selbst einmal so ein Mädchen war. Ich wollte unbedingt einen Mann. Denn, so suggeriert es mir meine Mutter nun schon seit twenty-something Jahren, bin ich ohne Mann einfach nicht vollständig. Wie denn auch? Ich kann nicht bohren, ich kann keine Lampen anbringen und wenn mal irgendwo die Sicherung rausfliegt renne ich wie ein aufgescheuchtes Huhn im Kreis in der Hoffnung, dass das Problem sich von selbst erledigt und ich obendrein nicht irgendwo gegen laufe. Wenn meine Mutter nun auch noch wissen würde, dass ich außerdem nicht bügeln, nähen und Socken stopfen kann, sie würde glatt in Ohnmacht fallen. Aber immerhin wäre mein Vater stillschweigend da um sie aufzufangen und danach wieder stillschweigend in seinen Sessel zurückzugehen, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Er ist ein Schweiger. Und wenn ich eins aus der Beziehung meiner Eltern, wie auch immer die so lange halten konnte, gelernt habe, dann dass ich keinen Schweiger ertrage. Da kann ich auch alleine sein. Kann ich wenigsten kompromisslos in Frieden mit mir selbst leben. Und meinen 12 Katzen.

Dennoch kenne ich durch meine geprägte Vergangenheit die eine oder andere Dame, die eben sehr gut in dieses Schema hinein passt. Woher im Einzelnen die Vorstellung, dass man ohne Partner nicht vollständig ist auch kommen mag, sie diktiert bei einigen das gesamte Leben. Mal mehr, mal weniger.

Vor ein paar Tagen hat eine Freundin dann ein Foto ihres Verlobungsrings herumgeschickt. In den Gruppenchat. Alle haben sich gefreut, nur eben besagte Dame nicht, die in ihrem Leben ebenso gerne das große Liebesglück finden möchte. Nennen wir sie Sarah. Sarah sagte nichts. In einem Chat mit sieben Menschen fällt es natürlich auf, dass eine Meinung fehlt.

Sarah schrieb mir dann privat. In dieser Runde sind wir die letzten beide Singles, was uns irgendwie natürlich auch zusammenschweißt. Ich denke sie war verletzt, genervt von der eigenen Situation und irgendwie überfordert, wie sie denn nun freundlich bleiben sollte. Denn eigentlich ist man ja befreundet und sollte sich für Glücksmomente der anderen freuen. Aber sie konnte es nicht. Stattdessen fragte sie mich, wann denn endlich sie dran sei und warum ausgerechnet Jule jetzt heiratet. Wie irgendein Mann, es mit ihr aushalten würde sei schließlich ein Rätsel. Nun gut, da mag Sarah recht haben, auch ich verstehe es manchmal nicht, dennoch kann ich mich freuen.

 Ich denke ich habe früh genug den Punkt gefunden meine Mutter aus meinen Gedanken zu schmeißen und für mich zu entscheide, dass ich auch mit mir allein glücklich sein kann. Zumindest eine gewisse Zeit. Doch wie hilft man dieser einen Freundin? Um ehrlich zu sein empfehle ich ihr eine psychologische Betreuung. Aber wie teilt man so etwas sensibel mit?

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