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Tim und andere Probleme

Tim war ziemlich angepisst, dass ich so lange nichts von mir habe hören lassen. So angepisst, dass er sogar aufgehört hat mich zu kontaktieren. Dieser Schritt war neu für mich. Bis zu diesem Zeitpunkt an Tims Küchentisch, habe ich nicht einmal gewusst, ob er überhaupt mitbekommt, dass ich existiere. Er lebt die meiste Zeit einfach in seiner eigenen, völlig egozentrischen Welt. Jedenfalls ist dies meine Auffassung seines Lebens. Scheinbar habe ich mich geirrt.

Sein Zustand war irgendetwas zwischen sauer und verletzt. Nichts mehr von mir zu hören, hat ihm zugesetzt, wie er sagt. Wie sehr sich die gemeinsame Freundschaft doch verändert hat in den letzten Jahren. Ich konnte nicht anders, als meine Meinung dazuzugeben. Es klang, wie ein Vorwurf von Tim. Ein Vorwurf, wie sehr ich mich verändert habe in den letzten Jahren. Letztlich redeten wir fast die ganze Nacht, sodass ich den Beginn meiner Arbeit auf Vormittag verschieben musste. Dennoch war es eine gute Nacht, auch wenn das Resultat erst einmal Abstand war. Keine von uns beiden wollte einsehen, dass der eigene Lebensstil das Problem sei. Ich konnte Tim einfach nicht klar machen, dass für mich schlicht und einfach der Punkt gekommen ist, an dem ich mich nicht mehr jedes Wochenende mit ihm betrinken möchte. Dieses Leben hat bei mir aber schon vor Jahren das Ende erlebt, er hat es nur einfach nicht mitbekommen. Seine Lösung war schlicht weiter Abstand zu halten und erstmal einen Freundschaft „light“ zu machen.

Damit waren die „schlimmen“ Nachrichten der letzten Tage aber noch nicht vorbei. Zu Anfang einer Beziehung läuft man ja ziemlich blauäugig durch das Leben und findet sowieso alles total toll. Außerdem ignoriert man vieles, was vielleicht relativ offensichtlich ist. Ob dies nun wissentlich oder unwissentlich passiert, vermag ich nicht zu sagen.

Ich hatte jedenfalls letzte Woche Freitag frei, weswegen ich Jasmin vorschlug schon Donnerstagabend zu ihr zu kommen, sodass wir Freitagnachmittag ins Wochenende starten können. Die Begeisterung war weniger stark, als ich erwartetet hatte. Sie musste Freitag bis 13 Uhr arbeiten. Ich konnte gut und gerne damit Leben auszuschlafen und mich ein paar Stunden alleine zu beschäftigen. Viel lieber sogar, als mich Freitagnachmittag über die Autobahn zu quälen. Sie schien dennoch nicht vollends begeistert. Ich verstand es nicht, da es sich ja nur um ein paar Stunden handelte. Ich fragte mich kurz, ob sie Angst hatte, dass ich ihre Wohnung auseinander nehme?

Nein, letztlich war es ein viel simpleres Problem, dass mich nicht weniger schockierte. Was mir bis jetzt auch nur deshalb völlig verborgen geblieben war, weil wir uns noch nie unter der Woche zu Gesicht bekommen hatten. Sie hat ein vollkommen striktes, nicht abänderbares Sportprogramm, das erfüllt werden muss. Ich habe es mit einem Junkie zu tun. Einem Sportjunkie. Am Wochenende ist Regeneration angesagt. Lediglich leichte sportliche Aktivität, wie wandern ist erlaubt. Und auch an diesem Freitagnachmittag konnte das Workout-Regime nicht abgeändert werden. Ich konnte sie letztlich beruhigen und überzeugen, dass ich auch noch weitere zwei Stunden warten würde, solange es mir eine Staufahrt am Freitagnachmittag erspart.

Auf lange Sicht jedoch sehe ich hier Probleme. Und zwar auf meiner Seite. Ich habe mir ein Leben lang eingeredet, dass gute Gene mich davor bewahren Sport treiben zu müssen. Außer ein bisschen Fußball ist demensprechend auch nie etwas aufgekommen. Da meine liebste Schwester mir nun aber freundlich mitgeteilt hat (die Zeitschrift), dass ich scheinbar leicht dicklich geworden bin, könnte es ja durchaus nicht schaden ein bisschen Sport zu treiben. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ein Sportjunkie eine glückliche Beziehung führen kann mit einer „Couchpotatoe“! Ich habe dies bei Jasmin angesprochen. Sie hat mich ausgelacht und gesagt, dass es ihr egal sei, solange sie ihrer Sucht nachkommen kann. Ich werde sie bei Zeiten auf diese Aussage festnageln.

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