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Die meisten Beziehungen beginnen gleich. Man trifft sich, durch Zufall oder sucht gezielt, man findet sich attraktiv, nett, anziehend, interessant und möchte sich näher kennenlernen. Wenn alles gut läuft trifft man sich häufiger und kommt sich emotional und auch körperlich näher. Im Kopf der meisten Teilnehmer dieses Rituals kommt irgendwann die Frage auf, ob man nun ein Paar ist, oder nicht. Doch kostet es viel Überwindung eben diese Frage tatsächlich zu stellen, schließlich möchte man den potentiellen Partner ja  nicht mit zu viel Ehrlichkeit davon jagen. Ein einfaches: „Willst du mit mir gehen?“ funktioniert leider nicht mehr.

So fristen viele Menschen ein Dasein in einer solchen „Halb-Beziehung“. Man trifft sich mehr oder weniger regelmäßig, hat Sex, tut eigentlich alles, was auch ein „normales Paar“ tut und ist dennoch nicht wirklich zusammen. Wenn dann von einer Seite aus auch noch mehr Gefühle ins Spiel kommen als von der anderen Seite, wird es richtig kniffelig. Auf der einen Seite möchte  man natürlich viel Zeit mit dem Nicht-Partner verbringen, auf der anderen Seite entwickeln sich so natürlich auch immer mehr Gefühle. Diese Art von Beziehung ist anstrengend, weil man oft nicht weiß wie man mit den Gefühlen umgehen soll. Soll man ganz einfach und direkt den anderen ansprechen und ihm oder ihr mitteilen, wie die Lage ist oder erst einmal abwarten?

Hinzukommt, dass der andere vielleicht gleichzeitig mehrere solcher „Beziehungen“ führt, was an sich auch das gute Recht eines jeden Menschen ist, wenn klar ist, dass es sich nicht um eine exklusive Partnerschaft handelt. Dennoch werden so schnell Gefühle verletzt und man muss sich entscheiden wie man in einer solchen Situation handeln will. Wer eine Beziehung vermutet wo keine ist, kann sich schnell in ein Fettnäpfchen manövrieren, doch wer zu lange mit seinen Gefühlen hinterm Berg hält, wird sicher auch nicht glücklich.

Früher war eben doch alles einfacher. Der erste Kuss und man war unsterblich verliebt und natürlich sofort in einer Beziehung. Dennoch schreitet die Modernisierung auch im Bereich Partnerschaft voran. Der Partnermarkt wird dank moderner Technik immer größer und einfacher zugänglich. Heute muss man keine 500 Kilometer mehr fahren um in Hamburg jemanden kennenzulernen. Das Internet öffnet diese Pforten und hilft auch den Kontakt zu halten. Dadurch eröffnen sich Partnersuchenden natürlich ganz neue Möglichkeiten. Mit diesen Möglichkeiten kommen aber auch Vorstellungen über die schiere Zahl an Singles, die auf dem Partnermarkt zur Verfügung stehen. Wer die Wahl hat, hat die Qual. Je mehr Auswahl, desto eher könnten wir den Menschen finden, der optimal zu uns passt. Wann aber wissen wir, wer optimal zu uns passt. Es könnte ja theoretisch immer noch jemand besseres um die Ecke kommen. Also lieber alle Türen offen halten und sich nicht zu früh festlegen, denn Trennungen sind schwer und wer nie richtig zusammen war, der muss auch nicht verlassen werden.

Eben diese Situation werden viele Menschen, die sich in ihren 20ern und 30ern befinden wohl kennen. Ob man es nun schon am eigenen Leib erfahren hat, oder nur von Freunden kennt, „Halb-Beziehungen“ existieren in zunehmendem Maße. Ein wirkungsvolles Rezept gibt es dafür nicht. Wer mit dieser Art von Beziehungen nicht umgehen kann, sollte dies auch nicht tun. Aus persönlichen Erfahrungen weiß wohl jeder selbst am besten, wie belastbar die eigene Seele in Sachen Liebe ist. Übereiltes Handeln kann aber auch nicht empfohlen werden. Schließlich ist man nach vier Dates nicht automatisch ein Paar. Beziehungen brauchen Zeit und Pflege. Wer von Anfang an ehrlich mit seinen Gefühlen umgeht, dabei aber nicht mit der Tür ins Haus fällt, wird sicherlich einen Partner finden, der ebenso an einer Beziehung interessiert ist, wie man selbst. Und wenn dies nicht der Fall ist, dann wäre eben dieser Mensch ohnehin nicht der richtige gewesen.

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