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Warum scheuen immer mehr Menschen die Ehe?

Immer weniger Menschenmöchten eine Familie gründen und lassen sich trauen

 

Die Heiratsneigung der Menschen ist seit den 60er-Jahren enorm gesunken, während die Scheidungsrate gleichzeitig deutlich gestiegen ist. Waren es 1970 noch 97 Prozent der Frauen und 90 Prozent der Männer, die eine Ehe eingehen wollten, so hatten 1994 nur noch 60 Prozent der Frauen und 53 Prozent der Männer Heiratsabsichten.

Nimmt man nun an, dass es weniger Bindungswillige gibt als früher,  liegt man allerdings falsch. Die Anzahl der Menschen, die in einer festen Partnerschaft leben, ist gleich geblieben. Nur heiraten wollen viele von ihnen nicht. Das Problem liegt also nicht in der Partnerfindung, sondern in dem Entschluss zur Ehe selbst.

Woran liegt es, dass sich viele Paare nicht zu einer Eheschließung entscheiden?

Historische und soziale Veränderungen in der Gesellschaft haben maßgeblich dazu beigetragen. So haben die Emanzipation der Frau, die Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie die Chancengleichheit der Frau in Bildung und Beruf dazu geführt, dass Frauen immer weniger die klassische Rolle der Hausfrau und Mutter  in der Familie ausfüllen möchten. War es früher selbstverständlich, dass die Frau den Haushalt führte und die Kinder versorgte, während der Mann arbeiten ging und den Unterhalt der Familie verdiente, so entscheiden sich heute immer mehr Frauen dazu, auf die Familiengründung ganz zu verzichten, um sich beruflich selbst zu verwirklichen und ihr eigenes Geld zu verdienen. Viele Frauen wollen ihre schwer erkämpfte Selbständigkeit nicht mehr für eine Familie aufgeben. Aber auch die heutigen Männer sind weniger pflichtbewusst als früher und möchten in Zeiten der Wirtschaftskrise und der Arbeitslosigkeit keine solche Verantwortung auf sich nehmen.

Die veränderte Sexualmoral hat, neben dem gesamtgesellschaftlichen Wunsch nach Selbstverwirklichung, zu einem Wertewandel beigetragen. Früher konnte ein Paar nur unter Vorlage des Trauscheins eine Wohnung mieten und aus dem Elternhaus ist man grundsätzlich erst ausgezogen, wenn man heiratete. Heute leben Paare in einer festen Beziehung zusammen und können auch ohne Trauschein glücklich sein, da die gesellschaftliche Akzeptanz gegeben ist.

Freiheit, Unabhängigkeit, individuelle Entfaltung und die Abgrenzung von der Herkunftsfamilie haben ebenfalls zu dem Wertewandel beigetragen. Beruf, Karriere, materielle Werte und Unabhängigkeit verdrängen den Familienwunsch zunehmend.

Feststellen lässt sich außerdem, dass Paare, bei denen ein gemeinsames Kind bereits unterwegs ist oder die einen akuten Kinderwunsch haben, häufiger heiraten. Gründe für eine solche Eheschließung sind daher vorrangig der Wunsch nach ökonomischer Absicherung der Frau, dem direkten Vaterschaftsrecht des Mannes und der Festigung der Beziehung. Der Rückgang der Geburtsraten geht mit dem Rückgang der Eheschließungen einher. Und der Verzicht auf Kinder führt häufig auch zu einem Verzicht auf eine Ehe.

Man darf gespannt sein, wo die Entwicklung unserer Gesellschaft hinführen wird.

www.suite101.de
http://www.suite101.de/content/die-ehe-und-die-familienplanung-haben-an-bedeutung-verloren-a110386

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