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Zusammen lachen ist die halbe Miete

Manchmal nerven mich Pärchen wirklich zu Tode. Ständiges Händchenhalten, Küssen, Umarmen und das generelle „nicht-ohne-Partner-sein-Können“. Vor nicht allzu langer Zeit wäre ich wahrscheinlich auch noch neidisch auf solch öffentliche Liebesbekundungen gewesen. Aber alles ändert sich einmal und auch ich bin reifer geworden und kann verliebten Paaren ihr Glück auch gönnen. Dennoch: Muss man denn wirklich ständig und immer zusammen sein? Als ehemaliges Klammeräffchen (ich glaube kein Begriff dieser Welt trifft die Beziehung meinerseits zu Martin besser) kann ich Frauen die sich ohne Partner nicht vollständig fühlen ganz gut verstehen. Was ich nicht verstehen kann: warum lassen sich so viele Männer auf diese Situationen ein?

Neulich war ich mit einer alten Schulfreundin unterwegs. Wir sind was trinken gewesen und haben auf dem Weg ihren Bruder getroffen, der mit all seinen Kumpels einen Abend lang das machen wollte, was man so als Mann mit all seinen Kumpels macht: feiern, trinken und mächtig viel Spaß haben. Dafür, dass einige seiner Freunde nicht mal mehr ohne Hilfe stehen konnten, kam er mir noch recht nüchtern vor. Eine kurze Sekunde später war mir sofort bewusst warum. Als einzige Dame im Feld war seine Freundin dabei. Während alle Männer, so schien es zumindest, sehr viel Spaß hatten, durfte der Bruder meiner Freundin sich anhören, was für niveaulose Freunde er hatte. Muss ein traumhafter Abend für ihn gewesen sein und ich hoffe inständig, dass er seine, mental scheinbar etwas instabile, Freundin verlassen hat. Welche Frau möchte denn schon alleine, als einzige Freundin, mit einem Haufen Männern in den 20ern feiern gehen? Das grenzt ja an suizidalen Gedanken.

Um das Thema nicht zu weit zu verlassen, geht es zurück zu meinem Date mit Finn, den ich ja beim Online Dating kennengelernt habe. Wir saßen in einem gemütlichen Café und quatschen schon fröhlich eine Stunde vor uns hin, als sich ein Pärchen einen Tisch weiter platzierte. Es dauert keine 2 Minuten, als die beiden fröhlich knutschend in einander verschlungen waren und aus dieser Verknotung auch keinerlei Ausweg sahen. In diesem Moment und dem Anblick der beiden musste ich unwillkürlich lachen. Finn sah erst mich an und folgte dann meinem Blick zu besagtem Paar. Erfreulicherweise tat er es mir gleich und grinste über die beiden. Wir beschlossen die Privatsphäre der Liebenden nicht weiter zu stören und zu gehen. Als wir nach einem kleinen Spaziergang bei mir vor der Haustür angekommen waren, war ich im vollen Bewusstsein, dass Finn mich gleich küssen würde. Er lehnte sich zu mir und im letzten Moment brach er in lautes Gelächter aus. Scheinbar hatte der Anblick des Pärchens ihn bis dahin nicht mehr losgelassen. Seine Frage war ähnlich der meinen: „Warum tun Menschen so etwas? Wo ist deren Zuhause?“ Anstatt eines Abschiedskusses bekam ich sein vollstes, herzerwärmendes Lachen, was so viel besser war, als ein Standardkuss.

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