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Zum allein Sterben verurteilt

Ein wunderschönes Land, mit wunderschönen Menschen, liegt nach wunderschönen 10 Tagen nun hinter mir. Es hat mich sehr gefreut, dass ich es zum allerletzten Sommerpunkt doch noch in den Urlaub geschafft habe. Entspannt und vor allem gut unterhalten durch anfängliches „Paarungsverhalten“ meiner Schwester kann ich nun auch wieder in den Alltag zurück.

Was versteht man unter „Paarungsverhalten“ fragt ihr euch? Und warum setze ich es in Anführungszeichen? Eine gute Frage. Es fing alles damit an, dass im Hotel neben uns ausschließlich Paare waren oder zumindest machte es genau diesen Eindruck. Bei jedem Frühstück kuschelten sich glückliche Pärchen aneinander, am Strand ein ähnliches Bild und auch beim Abendessen sitzt niemand ohne offensichtlich verliebte Begleitung.

Als Dauersingle ist man dieses Bild gewohnt. Beziehungsweise man gewöhnt sich irgendwann im Laufe des Singledaseins daran und stört sich auch nicht daran. Ich erinnere mich noch an die Anfangszeiten, als ich eine sehr niedrige Toleranz für alle glücklichen Paare in meiner Umgebung hatte. Irgendwann wollte ich mit den allermeisten meiner ehemaligen Freunde nichts mehr machen, da sie entweder gar nicht ohne den Partner kommen wollten/konnten oder eben den halben Abend vor dem Handy hingen.

Mittlerweile fallen mir solche Situationen aber kaum noch auf, beziehungsweise störe ich mich nicht daran. Natürlich wäre es schön auch mit jemandem verliebt am Tisch zu sitzen, auf der anderen Seite war ich seit Jahren nicht mehr nur mit meiner Schwester unterwegs. Man muss eben aus allen Situationen die Vorteile ziehen. Als Single hat man eben sehr viel mehr Zeit für Freunde und Verwandtschaft und kann immerhin genau das tun und lassen worauf man allein gerade Lust hat.

Meine Schwester war ganz anderer Meinung. Sie war deprimiert. Schon am ersten Morgen drehte sich das ganze Gesprächsthema nur um alle anderen und warum alle glücklich sind außer uns beiden. Ich fühlte mich verletzt und angegriffen, was ich ihr auch ohne Umschweife mitgeteilt habe. Sie soll mich gefälligst nicht in ihre depressive Stimmung mit hineinziehen und mir schon gar nicht unterstellen, dass ich nicht glücklich bin. Sie sah mich nur großäugig an und konnte kaum glauben, was sie hörte.

„Du bist wirklich glücklich mit deinem Leben?“

Als hätte ich die Pest und wäre zum Tod in den nächsten 24 Stunden verurteilt.

„Single sein ist keine tödliche Krankheit“, erklärte ich ihr. So genervt ich auch schon wieder nach den ersten 24 Stunden war, so klar war mir auch eins: Es war noch nicht allzu lange her, da sah ich meine Situation ähnlich wie meine Schwester ihre und meine jetzt. Zum allein Sterben verbannt mit keinerlei Chance auf Rettung.

Auch wenn ich mich heute, naja sagen wir, arrangiert habe und glücklich bin, wie ich bin, sah das kurz nach der Trennung wirklich anders aus. Ich wünschte ich hätte damals jemanden gehabt, der das gleiche durchgemacht hat und mir das Licht am Ende des Tunnels zeigte, anstatt bei sogenannten „Mädelsabenden“ nur am Handy mit „Schatzi“ zu hängen.

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