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Wow

Manchmal frage ich mich ob meine Selbstwahrnehmung eigentlich komplett daneben ist. Ein erster Vorsatz, den ich nach der letzten Trennung gezogen habe: mehr rausgehen. Auch wenn ich mir schon nach Martin gesagt habe, mein Lebensglück hängt nicht von einem Mann ab, ging es mit Johannes doch wieder ganz schön schnell. Ich frage mich ja ob das ein positives Zeichen ist, dass ich emotional stabil genug bin, mich wieder auf jemanden einzulassen und diesem Menschen soweit zu vertrauen, dass man sich in eine gewisse Abhängigkeit bringt. Oder ob ich lediglich einen Mann gegen den nächsten getauscht habe. Ich meine, was ist denn ein Leben, in dem man sich auf niemanden einlassen kann oder will. Wo führt mich das denn hin? Zum einsamen Ende vermutlich. Aber wie soll man sich denn ständig und immer wieder neu auf Menschen einlassen, wenn die irgendwie nie die Richtigen sind? Eine verzwickte Situation, der ich wohl weiterhin auf den Grund gehen muss bzw. eher will. Denn alleine mit meinen 27 Katzen kann ich wohl auch sterben.

Die eigentliche Story: letzte Woche war ich auf einem Konzert. Früher bin ich immer mit Julia zu Konzerten gegangen. Da Julia in meinem Leben nicht mehr existiert, ich aber dennoch nicht wie ein Einsiedlerkrebs leben möchte, habe ich mich kurzerhand entschlossen allein zu gehen. Ganz allein war es dann doch nicht. Schon beim Reingehen ist mir ein flüchtiger Arbeitskollege aufgefallen. Ich kannte ihn nur vom sehen und nett lächeln auf dem Flur, fand ihn aber durchaus schon länger attraktiv. Eigentlich eine gute Gelegenheit mal „Hallo“ zu sagen und ins Gespräch zu kommen. Ich bin erst mal zur Bar gegangen, hab mir was bestellt und stand ein paar Minuten so herum.

Alleine auf Konzerten fällt man sofort auf. Man steht verloren mit einem Getränk in der Hand an der Bar herum, während es um einen herum super laut ist und alle irgendwie zueinander gehören zu scheinen. Nach einer Weile sah mich der gute Herr von der Arbeit immer wieder flüchtig an, lächelte und versuchte Augenkontakt herzustellen. Ich dachte, dass er mich vermutlich erkannt hatte. Das bisschen Fernflirten war lustig und ich hatte zum ersten Mal seit Johannes wieder ein bisschen Lust aus meiner Schale herauszukriechen. Als es dann kurz vor Konzertbeginn war, fand ich es an der Zeit einfach mal rüber zu gehen und ein nettes Gespräch zu beginnen. Gesagt, getan. Ich stand also vor ihm, sah ihn an und sagte ganz einfach „Hallo“!

Er sah mich verwirrt an, zog seine Augenbrauen hoch und fragte ob wir uns kennen. Nicht in einem Flirtversuch von wegen: „dich kenn ich doch!“, sondern in absoluter tatsächlicher Verwunderung, warum zur Hölle ich ihn denn jetzt ansprechen. Jetzt war ich an der Reihe verwirrt zu sein. Zu meinem „Glück“ klärte sich die Situation sehr schnell, denn er guckte immer noch in die Richtung aus der ich gerade zu ihm hinüber kam. Ich folgte also seinem Blick und siehe da: vollbusig, blond, groß stand an der Theke und lächelte ganz charmant zurück.

Wow…peinlich. Ich dachte er meinte mich. Nun gut. Er war ja abgelenkt und ich ging einfach in Richtung Bühne davon und hoffe nun ihn nie wieder auf dem Flur zu treffen. Obwohl es scheint als sei ich ja ohnehin unsichtbar.

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