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Wie wäre es mit einer Abnehmkur?

Ein wieder mal berauschendes Gespräch mit meiner Mutter führte mich am Wochenende zur Verzweiflung. Nichts wirklich neues also, aber dennoch mit emotionalem Tiefschlag.

Meine Cousine lässt sich scheiden. Besser gesagt ihr Mann hat eine Neue. Typische Geschichte. Früh geheiratet, zwei Kinder, sie hat immer zurück gesteckt und er hat sich zum Dank eine 25-jährige gesucht.

Meine Mutter wollte mich also per Telefon über den neusten Familienklatsch informieren, als wir nach 30 Minuten schönster Lästereien mal wieder über mein Leben stolperten. Ich frage mich manchmal ob ich meiner Mutter einfach ein bisschen mehr aus meinem Leben erzählen sollte. Dass ich glücklich bin, wo wie es ist, glaubt sie mir ohnehin nicht.

Ich könnte also ganz einfach berichten, dass ich eigentlich mindestens alle zwei Wochen mit verschiedenen Männern ausgehe und durchaus auch noch auf der Suche nach der großen Liebe bin. Bei näherer Betrachtung dieses Gedankengangs, fällt mir jedoch sofort auf, wie falsch dieses Verhalten wäre. Nicht nur, dass meine Mutter sofort alles über besagten Mann wissen wollen würde, nein sie würde auch sofort alle Hoffnungen auf diesen einen Mann setzen. Wenn es dann mal nicht läuft, und sind wir mal ehrlich, das ist bei fast allen Dates der Fall, würde ihre Welt am Boden liegen. Also besser nicht erzählen und meine Mutter im dem Glauben lassen, dass ich wie eine fromme Katholikin zu Hause auf den Ritter in goldener Rüstung warte.

Zurück zu unserem Gespräch. Der Mann meiner Cousine (oder eben bald Ex-Mann) ist Mitte 40 und etwas, nun ja, beleibter. Weswegen er sich zuletzt in eine Einrichtung begeben hat, die Menschen beim Abnehmen helfen soll. Fatcamp. Oder politisch Korrekt: Eine Abnehmkur.

Eben dort soll er auch seine neue Freundin kennengelernt haben. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich den guten Mann noch nie sonderlich gut leiden konnte. Wenn ich recht überlege kann ich aber auch meine Cousine nicht sonderlich gut leiden. Man muss ja nicht immer alle lieben. Dennoch tat sie mir leid, schließlich wünscht man niemandem eine solche Situation an den Hals.

Mein Mitleid war von kurzer Dauer, da es abgelöst wurde von maßlosem ärger über meine Mutter. Wie gesagt, irgendwann kam das Gespräch ziemlich zwangsläufig auf mein Leben zurück und meine Mutter hielt es tatsächlich für angebracht, mich zu fragen, ob ich nicht auch mal in so eine Diätanstalt gehen wollen würde, dort kann man scheinbar einen neuen Partner kennenlernen.

Ich kann gar nicht ausdrücken auf wie vielen Ebenen ich mich beleidigt gefühlt habe.

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