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Wie sehr darf man seine Kinder hassen?

Vor einiger Zeit im Fitnessstudio überhörte ich ein Gespräch zwischen zwei Frauen, die sich über ihr Workout unterhielten. Dabei berichtete die eine, dass sie einen bestimmten Kurs (irgendetwas in Richtung Tanz) eigentlich immer mit ihrer 13-jährigen Tochter besucht hatte. Seit geraumer Zeit, sei die Tochter jedoch immer besser geworden. Unter anderem konnte ich mithören, dass die Tochter sehr viel Ehrgeiz an den Tag legt und auch zu Hause fleißig weiter trainierte.

Da möchte man meinem man hört nun ein Gespräch unter zwei Frauen, von der die eine stolz von ihrer Tochter und deren Erfolgen berichten möchte. Aber nein, es kam etwas anders. Sie sagte einen Satz, den ich noch nie vorher von einer Mutter laut ausgesprochen gehört habe:

„Manchmal hasse ich dieses Kind einfach!“

Im Wesentlichen ging es ihr darum, dass sie die Sportart mit ihrer Tochter angefangen hat, diese nun aber besser geworden ist und ihre Mutter wohl nicht damit umgehen konnte.

Welche Frau (vielleicht auch Männer) kennt diesen Verlauf nicht. Man macht zusammen Sport und eine ist immer besser. Oder man geht zusammen einkaufen, sieht ein tolles Teil und die Freundin sieht einfach besser darin aus. Man lernt in einer Bar einen Mann kennen und der interessiert sich nur für die Freundin. Wirklich zum Kotzen, aber manchmal ist es eben so.

Wie oft passiert aber eben dies mit den eigenen Kindern? Wie sehr darf man seine Kinder hassen ohne gleich eine schlechte Mutter zu sein? Klar Kinder nerven manchmal. Mich nerven die Kinder meiner Schwester ja jetzt schon, und ich bin gerade einmal drei Tage zu Hause bei meinen Eltern. Die können einen einfach nicht in Ruhe lassen und wollen ständig unterhalten werden. Aber genervt zu sein und das Wort „Hass“ zu benutzen, ist eben doch ein Unterschied.

Aus reinem Mangel an vergleichbaren Situationen in meinem eigenen Leben, konnte ich nur meine Schwester um Rat fragen. Ich wollte also von ihr wissen, wie oft sie sich so denkt: „Ich hasse meine Kinder heute wirklich!“

Sie war entrüstet, dass ich eine solche Frage überhaupt stellen würde. Sie hat ihrer Kinder noch nie gehasst. In meiner Naivität habe ich ihr natürlich blind geglaubt. Ein paar Stunden und ziemlich viel Glühwein später, flüsterte sie mir dann aber ganz leise ins Ohr, dass es da schon hin und wieder mal ein paar Situationen gab, in denen man von Hass sprechen könnte. Sie sagte es so leise, dass ich es kaum verstehen konnte. Ob sie denkt, dass ganz leise sprechen vergleichbar ist mit gar nicht sprechen?

In diesem Sinne ein fröhliches Fest an alle mit den Liebsten oder eben nur mit sich selbst.

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