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War ja klar…

Der restliche Abend wurde trotz der Unterbrechung noch recht schön. Claudia war natürlich sterbens neugierig, wer Julia war. Also erzählte ich die ganze Geschichte und ließ kein noch so grausiges Detail aus.

Ich finde es wirklich erstaunlich, wie weit ich mich im letzten Jahr entwickelt habe. Die erste Zeit war furchtbar, klar. Aber dann ging es irgendwann fast stetig bergauf. Vor allem mit meiner Einstellung zu den Geschehnissen. Vor noch nicht allzu langer Zeit, hätte ich mich nie getraut, einem Menschen, den ich relativ neu kennen gelernt habe, von der Trennung zu erzählen. Irgendwie war es so sehr in meinem Kopf verankert, dass es meine Schuld war, dass Martin und Julia zusammen abgehauen sind. Ich habe mich zeitweise richtig geschämt. Auf die Idee gekommen, dass nichts daran meine Schuld war, beziehungsweise, dass ich es definitiv nicht hätte verhindern können, egal wie toll, schlank, schön und erfolgreich ich auch gewesen wäre, nein, darauf bin ich nicht gekommen.

Claudia war zutiefst entrüstet und so nahm der Abend seinen Lauf mit lustigen Beziehungsgeschichten, die in absoluten Katastrophen endeten. Es ist schön eine Verbündete zu haben, die auch kein perfektes Liebesleben führt. So haben wir dann schnell beschlossen, dass wir bei Zeiten ein Tierheim aufsuchen und uns schon einmal seelisch auf ein Leben als Katzenfrauen vorbereiten.

In der nächsten Woche verging nicht ein Tag an dem ich nicht an Julia gedacht habe. Ihre Telefonnummer in meiner Tasche zuckt und macht Geräusche. Irgendwie habe ich sie bei jedem Griff in die Tasche in der Hand. Ich wollte anrufen und zwar dringen. Wollte ihr die Meinung sagen, wollte ihr zeigen, dass es mir gut geht und dass ich eine starke Person geworden bin. Also habe ich angerufen. Und wer geht dran? Martin! War ja klar…

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