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Och nee…

Da geht man an einem Samstagmorgen wirklich nichts bösem nach, schön ausschlafen, Frühstücken, ein paar Erledigungen machen und mir nichts dir nichts, vergisst man nicht das Telefon zu beantworten, wenn die eigene Mutter sich meldet.

Vollkommen in einem samstäglichen Flow verloren nehme ich also ab, ohne vorher auf die Nummernanzeige zu schauen und siehe da, meine Mutter flötet mir fröhlich ins Ohr.

„Schön, dass ich dich mal erreiche. Sonst gehst du ja nie ran. Aber an so einem Samstagvormittag ja dann doch. Na, du allein hast bestimmt auch nicht so viel anderes zu tun!“

30 Sekunden Telefonat, Breitseite gegen mein Leben, ich bin verführt aufzulegen. Telefonat kann nur noch schlimmer werden.

Ich kontere mit Fröhlichkeit. Wünschen einen schönen Tag und sei ja auch wunderbar mal wieder etwas von ihr zu hören. Glatte Lüge!

Meine Mutter erzählt ungefragt eine halbe Stunde was von Tante Rosi und all den Wehwehchen des Alters. Danach geht es um irgendwelche Frauen aus dem Kirchenverein, die sich für mich alle gleich anhören und zu einer Masse zusammenschmelzen. Ich merke wie ich langsam abdrifte und mich Frage, warum sie mir mal wieder ein Ohr abkaut, wo sie doch einen Mann hat, der ihr zuhört und nicht, wie ich alleine ist? Bin verführt kritisch zu hinterfragen, spare mir aber die Predigt, wenn ich von allein auf das Thema Single zu sprechen komme, nimmt es manchmal kein Ende.

Nach fast einer Stunde Soloredeschwall kommt dann endlich der Punkt, auf den sie wahrscheinlich mit einer langen Vorgeschichte endlich hinaus wollte: „Ach ja und Leni heiratet!“

Na wunderbar! Meine 24-jährige Cousine aus Hinterarschdorfingen, die seit gefühlten 20 Jahren mit dem gleichen Typen zusammen ist, heiratet also. 24! Ob die weiß worauf sie sich einlässt? Vermutlich! Leben ja auch schon eine ganze Weile zusammen. Sie wäscht und putzt ohnehin täglich hinter ihm her.

„Schön!“ ist meine einzige Reaktion. Klingt nicht mal so falsch. Scheinbar hatte meine Mutter mit einem mittelschweren Nervenzusammenbruch gerechnet. Wilde Heulkrämpfe und Stoßgebete zum Himmel: „Warum Gott, finde ich nicht endlich auch einem Mann, dem ich den Arsch hinterhertragen kann?“

Pah. Nix da. Die Freude gewähre ich meiner Mutter nicht. Ich frage höflich nach einem Datum, damit ich es mir schon mal im Kalender eintragen kann. August. Schwanger ist sie wohl dann schon mal nicht.

Nach einem kleinen Nachtrag meiner Mutter („Na vielleicht lernst du ja dort jemanden kennen! Der Johannes hat bestimmt ein paar nette Freunde!“ „Mama, die sind 24!“ „Ach ja, irgendwann muss man mit den Ansprüchen auch mal runter“) darf ich dann endlich mein Wochenende beginnen. Super. Möchte wieder unter die Decke!

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