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Nicht meine Stärke

Kluge Ideen waren ja bekanntlich noch nie eine meiner Stärken. So auch in diesem Fall nicht. Erstens kam ich viel zu spät zu meinem Date mit Jonas, ohne ihm Bescheid sagen zu können, denn mein Akku war leer und zweitens hatte ich eine hochgradig beschi***** Laune. Danke vielmals Julia. Aber ich war es ja selbst Schuld. Diese verdammte Neugier.

An diesem besagten Dienstag traf ich mich also mit Julia auf einen Kaffee. Nachdem wir geschlagene 30 Minuten nur Höflichkeiten austauschten (Wie geht’s dir? Was machst du so? Wie geht’s den Eltern?…blablabla), wurde es mir irgendwann zu bunt.

„Warum sind wir hier Julia?“ Einfach und direkt. Ich wollte ja schließlich Jonas sehen und nicht meine Leben mit Julia in diesem Café fristen. Und so fing sie an: Es wurden längst vergangene Dinge herausgekramt und durchgekaut. Julia hatte schon immer die Eigenart alles bis ins kleinste Detail klären zu wollen. So lange wir befreundet waren und ich mich daran erinnern konnte, mussten wir nach einem Streit immer stundenlang zusammensitzen und alles totquatschen. Mir war es irgendwann egal. Nicken und Lächeln war die Devise. Denn ihre nervige Angewohnheit auch noch zu kritisieren hätte ja nur zu noch mehr Diskussionen geführt.

Die meiste Zeit ging es um Martin und wie alles angefangen hat. So lange sie nur redete und ich zuhören konnte war es ok, ja sogar mehr als das. Es war fast schön sie in ihrer alten Eigenart zu sehen und zu hören. Als sie jedoch irgendwann damit anfing die Beziehung zwischen Martin und mir zu analysieren, musste ich mich einschalten. Ihr Hauptargument bestand darin mir mitzuteilen, dass Martin und ich ja ohnehin nie eine Chance hatten und sie das unvermeidbare nur verschnellert hätte. Eine Zeit lang habe ich wirklich noch mit ihr gestritten und mich mit voller Inbrunst aufgeregt. Länger als geplant sogar, denn das Date mit Jonas hätte um diese Uhrzeit längst in meinem Schlafzimmer stattfinden sollen.

Irgendwann stand ich auf und wollte einfach nur gehen. Weg von dieser Irren Frau, die meine Beziehung zerstört hat. Doch dann erschien plötzlich eine Szene vor meinem geistigen Auge. Martin und die Frau in der Bar…oder Café…? Die Erinnerung war blass aber präsent.

Also verließ ich Julia mit den Lieblingsworten meiner Mutti:

„Wer einmal betrügt, tut es immer wieder. Du kannst ja mal Blondie fragen. Die junge Dame mit der Martin so liebend gern in Bars rumhängt…!“

Ich hatte weder in Erinnerung ob sie blind war, geschweige denn ob es in einer Bar war. Dennoch ich hoffte Julia getroffen zu haben.

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