Überspringen zu Hauptinhalt

Ich will aber mein Gemüse nicht essen

Vitamine im Winter sind wichtig. Gut, soweit habe ich das Ernährungskonzept verstanden. Schwieriger ist hierbei die Umsetzung. Schokolade schmeckt eben einfach besser. Bei einem netten kleinen Essen letzte Woche wurden meine Nerven gehörig auf die Probe gestellt.

Wir trafen uns in einem Restaurant und schon auf dem ersten Blick konnte ich ganz realistisch sagen, dieser Mann lag außerhalb meiner Reichweite. Er war attraktiv, gut gebaut, sportlich und trainiert. Leider bin ich das laut meinem Profil auch. Dennoch passiert in 90% der Fällen eben genau das gleiche: Man trifft am verabredeten Ort ein und erkennt sofort, der Mensch mit dem man da online geschrieben hat, der durchtrainierte und gebaute Mann, der laut eigenen Angaben einen Babyelefanten locker durch die Luft wirbeln kann, entpuppt sich, als ca. 1/10 so sportlich wie beschrieben. Das stellt für mich nie wirklich ein Problem da, schließlich bin ich selbst keine Sportskanone. Wir lachen dann meist drüber und schon hat man das erste Gesprächstheme: Profilschummeleien!

Hier war es ausnahmsweise mal etwas anders. Karl der Große, wie ich ihn nennen möchte, war genau das Ebenbild seiner Profilbeschreibung. Mal ehrlich: wer tut denn so etwas? Ich war tatsächlich enttäuscht. über seine Ehrlichkeit. Was ist da los mit mir?

Nun gut, wir waren da, saßen uns gegenüber und unterhielten uns mäßig gut. Die Gemeinsamkeiten hielten sich in Grenzen. Er liebte Sport, seinen Körper aufgrund von Sport und Ernährung. So gar nicht meine Welt. Humor liegt mir da schon eher. Ich erwähnte also etwas ironisch, dass Sport auch meine große Leidenschaft sei und man ja ohnehin an meinem Körper ablesen könnte, wie viel ich investiere. Der Witz kam scheinbar nicht an und Karl legte mir lediglich nahe, doch mehr in Muskelaufbau zu investieren, da meine Statur scheinbar ein wenig schwabbelig wirkt. Danke, weiß ich!!

Unser Essen kam und eigentlich hatte ich schon gar keine Lust mehr vor diesem Mann auch nur einen Bissen zu mir zu nehmen. Wie immer blieb mein Gemüse bis zum Schluss liegen. Wenn alles leckere weg ist, entscheide ich mich ob ich heute vernünftig bin und mein Gemüse essen oder eben doch lieber den Schokopudding danach. In diesem Fall wollte ich weder das eine noch das andere. Lediglich schnell nach Hause war meine Devise. Doch Karl hatte andere Pläne. Mein Gemüse musste aufgegessen werden. Er drohte mir tatsächlich mit dem Satz, dass ich vorher nicht aufstehen dürfte. Ich wollte meine Gemüse aber nicht essen. Was ich aber wirklich wollte, war diesem Vollhorst zu zeigen, wie sehr und wie schnell ich diesen Tisch verlassen konnte, ohne zu tun, was er mir vorgab. Sein Gesichtsausdruck war durchaus befriedigend als ich von draußen noch einmal reinsah.

An den Anfang scrollen