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Ich hätte dich auch lieber beim Brötchenholen kennengelernt

An einem wundervollen Sonntagabend, der sich zu Ende neigte mit ein paar Gläschen Wein, nach einer langen Nacht vor dem Computer mit sehr, sehr vielen durchstöberten Profilen von sehr, sehr vielen unterschiedlichen Männern, fiel mir auf, dass sich einige dieser Männer rechtfertigten, warum sie eigentlich im Internet versuchten jemanden kennenzulernen. Irgendwie haben diese Profile mich zum Nachdenken gebracht.

Auf der einen Seite habe ich schon vor langer Zeit aufgehört irgendwem zu erzählen, dass und vor allem warum ich im Internet nach der großen Liebe suche (Jaja, ich gebe zu, auch ich suche am Ende ja nur die große Liebe, wenn auch scheinbar über ein paar Umwege und auch wenn sie seit langem auf sich warten lässt). Dennoch weiß ich eigentlich gar nicht warum! Es ist wirklich nicht so, als wäre es mir unangenehm Online-Dating zu betreiben. Schließlich lassen offizielle Zahlen darauf schließen, dass es außer mir durchaus noch ein paar andere Menschen dort draußen gibt, die im Internet nach Liebe suchen.

Es ist eben ganz einfach schwierig im realen Leben jemanden kennenzulernen, der auch Single ist, der auch jemanden sucht und der außerdem auch noch irgendwie zu mir passt. Generell auch nur annähernd selbst jemanden anzusprechen, spricht gegen meine Lebenseinstellung. Ich warte in solchen Dingen lieber ab, bis ich angesprochen werde. Nicht so online. Da übernehme ich auch gern das erste Ansprechen. Schließlich habe ich ja auch Zeit um mir zu überlegen, wie ich spontan und lustig rüberkomme. So funktioniert das leider meist nicht wenn man an der Bar steht, die Musik ohne Ende dröhnt und man sein eigenes Wort nicht verstehen kann. Konversation ist da natürlich nicht möglich und ohne Konversation gebe ich ja niemandem meine Nummer, schließlich habe ich ja keine Ahnung, wer diese Person ist.

Auf der anderen Seit musste ich schwer lachen, als ich irgendwo auf einem der Profile las: „Natürlich hätte ich dich auch lieber beim Brötchenholen kennengelernt. Funktioniert aber ja scheinbar nicht und deswegen bin ich eben hier. Wir können uns aber auch gern beim Bäcker verabreden und so tun als sei es spontan!“ Denn ja, natürlich würde ich meinen theoretischen Kindern vielleicht eben irgendwann lieber die Geschichte erzählen, wie ich ihr Vater mir beim Brötchen holen das letzte Croissant vor der Nase weggeschnappt hat, aber es ist nun mal schlicht und einfach nicht so. Das Schicksal möchte mich nicht glücklich sehen, also muss ich das Schicksal umgehen. An diesem weinlastigen Sonntag zum Beispiel durch eine Croissant-Nachricht an den Brötchentyp.

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