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Eine Hommage ans Händchenhalten

Liebe Händchenhalter auf dieser Welt, dieser kleine, aber feine Artikel ist nur euch gewidmet. Euch und euren Händen, die scheinbar immer Kontakt zueinander haben müssen um nicht einfach den Tod durch Fäulnis zu sterben.

An einem bezaubernden Dienstag Mittag vor gar nicht allzu langer Zeit durfte ich Zeuge eines besonderen Zeugnis von Liebe werden. Ein Pärchen in den besten Jahren stieg vor mir aus der Bahn aus und wollte augenscheinlich in die selbige Richtung, in die es auch mich trieb. Von hinten nun durfte ich den beiden Liebenden zusehen, wie er verzweifelt im Gewühl der Menschenmassen nach ihrer Hand griff um seine Liebste nicht gar zu verlieren und nie wieder zu sehen. Doch, ich atmete auf vor Erleichterung, er fand sie und ließ sie gar nicht mehr los. So schlenderten die beiden nebeneinander die 150 Meter den Bahnsteig entlang, ihre Hände innig in einander verschlungen, während sich hinter ihnen eine schimpfende Menschenmasse zusammenfand. Die Liebenden ließen sich von den Schreien nicht beirren und liefen weiter ihres Weges nebeneinander her, tief verschlungen und dabei die ganze Breite des Bahnsteigs für ihre liebenden Gefühle zu nutzen. Man lasse die Massen doch schreien und reden, schließlich hatte man sich gegenseitig gefunden. Der Pöbel scheint nur neidisch zu sein!

Meine Position ließ eine tiefere Wahrheit zu und ich konnte hören, wie einige der Menschen schon davon redeten, oh Schreck, dass die Liebenden sich trennen könnten, ohne dass dabei die Apokalypse über die Welt hereinbrechen wird. Viele waren gemäßigt in ihrer Meinung, kannte sie doch selbst das Gefühl, das die beiden füreinander fühlten. Einige allerdings, vielleicht von der Liebe enttäuscht, gerieten mehr und mehr in Wut. Die Eile der Welt saß in ihren Nacken, doch kein Entrinnen des Schlendern war in Sicht.

Plötzlich!!! Im Trubel der Menschentraube bricht eine junge Frau los, zieht auf halber Strecke die Axt und tut das, was alle Zuschauer sich sehnlichst Wünschen: die Trennung der Liebenden. überall Blut, Fingernagelstücke ohne Heimat und zwei Liebende, die sich plötzlich nicht mehr halten können. In den Massen der schwindenden, lächelnden Menschen werfen sie sich einen traurigen Blick zu. Zuletzt hat die Welt es doch geschafft sie zu trennen. Eine Träne läuft ihre Wange hinunter, ihr Blick auf ihn gerichtet. 20 cm zwischen ihnen und doch scheinen sie Welten zu trennen. Keine Hände, keine Kekse…oder in diesem Fall: Keine Hände, kein Händchenhalten!

Ich jedenfalls geh jetzt erst mal meine Axt putzen. So viel Dreck…

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