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Dinge beim Schopf packen

Aufgrund eines nicht ganz unbedeutenden Jubiläums kam ich letzte Woche in den Genuss meine Abiturabschlussklasse versammelt wiederzusehen. Zu einigen besteht auch so weiterhin Kontakt, aber wie es eben so ist, verliert man gut 95% aus den Augen. Da ist es immer spannend zu sehen, wie sich Menschen entwickelt haben. Am spannendsten ist es besonders bei solchen Mitschülern von denen man immer dachte, dass aus ihnen was wird. Was großes, was wichtiges, was intelligentes, jemand der die Welt verändert oder zumindest das Potenzial dazu besitzt. Um so schockierter muss ich geguckt haben als gefühlt die Hälfte aller meiner ehemaligen Mitschülerinnen schwanger waren, schon zwei Kinder hatten oder gerade in Babyplanung gingen. Wo kommen auf einmal alle diese Kinder her? Ich dachte der Geburtenrückgang in Deutschland sei einer der Stärksten in ganz Europa? 1,5 Kinder pro Frau? Scheinbar haben sich die Damen meines Abiturjahrgangs gemeinsam gegen diesen Trend gestellt und planen nun ihre eigene kleine Miniarmee.

Dennoch wurde ich nicht gänzlich enttäuscht. Eine damals sogar sehr gute Freundin, von der ich immer angenommen hatte, dass sie irgendwann die Weltherrschaft oder ähnliches übernehmen würde, stand kurz davor Deutschland zu verlassen. Na gut, auch hier spielt mal wieder die Liebe eine große Rolle. Direkt nach dem Abi war Yvonne nach Costa Rica gegangen um dort ihr freiwilliges soziales Jahr zu meistern. Auf einer kleinen Schildkrötenfarm inmitten von nirgendwo lernte sie, wie sie dachte, die Liebe ihres Lebens kennen. Einen Brasilianer. Nichtmal ein halbes Jahr später waren sie verheiratet und lebten in Brasilien. Märchenhafte Vorstellung, doch Prince Charming entpuppte sich nicht viel später als gewalttätig heraus. Ein Jahr später war die Scheidung durch. Yvonne ist zurück nach Deutschland und hat studiert usw. Vor ca. einem Jahr hat sie einen Mann kennengelernt. Einen Brasilianer. Und sie tut es wieder. Auswandern the sequel sozusagen. Ich finde es irre und vollkommen wahnsinnig und bewundere sie dennoch vollkommen für ihren Mut es nochmal zu versuchen. Gelegenheiten nehmen wie sie kommen und sobald es geht beim Schopf packen. Bewundernswert.

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