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Die Stimmen in meinem Kopf

Neulich im Supermarkt: Als ich, mein Körbchen am Arm baumelnd, durch den Supermarkt lief und die nötigen Kleinigkeiten des Alleinelebens zusammensammelte, fiel mir ein Mann, tief versunken mit dem Kopf in der Tiefkühltruhe, auf. Also eigentlich fiel mir als erstes sein Hintern auf, denn das war schließlich das einzig sichtbare zum Zeitpunkt der Sichtung. Irgendwo habe ich einmal gelesen, dass der Inhalt des Einkaufswagens eine ganze Menge über seinen Besitzer aussagt. Natürlich sind da die offensichtlichen Dinge, wie Windeln, Tampons und Co. Die darauf schließen, dass er wohl nicht mehr zu haben ist. Darüber hinaus eröffnet sich aber ein sehr viel breiteres Spektrum an möglichen Interpretationen über den Inhalt. Frische Zutaten heißt (na klar) er kann kochen. Dosenfutter steht für den Faulpelz usw. Leider liegt die Lektüre besagten Artikels gefühlte 10 Jahre zurück und alles was in meinem Kopf noch zurück geblieben ist, ist eher gefährliches Halbwissen.

Beim Vorbeischleichen am Besitzer des Hinterns (der übrigens durchaus zurecht meine Blicke auf sich gezogen hat) blieb leider dann auch gar keine Zeit einen längeren Blick auf seine Einkäufe zu erhaschen, denn ganz plötzlich und wie aus dem Nichts schoss ein Kopf aus der Tiefkühltruhe hervor und blickte mich lächelnd an. Er fragte ganz höflich ob ich auch zum Fisch wolle und ich griff lächelnd in die Kälte. In einer Entscheidung von nur wenigen Sekunden befahlen die Stimmen in meinem Kopf mir: Diesen Mann musst du kennenlernen. Sein Gesicht konnte nämlich durchaus mit dem was sein Hintern versprochen hatte, mithalten. So stand ich wirklich zum ersten Mal in meinem Leben vor der Frage, wie man jemanden anspricht. Einfach so, in einer Alltagssituation und ohne dabei aufdringlich zu wirken. Da macht man Männern immer und immer wieder in seinem Kopf Vorwürfe, wie unglaublich stumpf und flach die ein oder andere Anmache ist, aber selbst mal mit was Klugem um die Ecke kommen, ist auch nicht drin.

Ich entschied mich dazu, ihn mit seinem (hoffentlich vorhandenen) Kochwissen glänzen zu lassen und fragte nach dem besten Gemüse zum Fisch den ich in der Hand hatte. Und siehe da: Johannes ist 37, Single und Koch und konnte mir sehr viel nützliche Tipps geben. Eine halbe Stunde später war ich samt seiner Nummer wieder zu Hause angekommen. Was ich nun allerdings mit dem Fisch mache, ist mir ein Rätsel. Ich mag leider gar keinen Fisch.

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