Dates, Dates, Dates

Ich beobachte mich oft, wie ich zwischenmenschliche Beziehungen bis zu ihrem Ablaufdatum in meinem Kopf durchspiele. Dabei habe ich ganze Konversationen und übernehme den Part der anderen Person natürlich auch. Das ist eigentlich nie fair. Vor allem nicht dann, wenn mein Kopf überzeugt ist, er weiß wie die andere Person tickt und was diese in welcher Situation sagen würde. So nimmt man Menschen ihren freien Willen sich zu entscheiden. Besonders in der Beziehung mit Martin habe ich mich ganz oft ertappt, wie ich ihm in meinem Kopf Dinge gefragt habe, die ich mich in der Realität nie getraut hätte. Und der festen überzeugung war, ich würde wissen, wie er reagiert. Und dabei habe ich in meinen kühnsten Träumen nicht damit gerechnet, dass er mit meiner besten Freundin durchbrennt.

Nach dem dritten Date mit Finn ist es mir letztens beim Einschlafen wieder passiert. Manchmal glaube ich, dass ich nicht einmal Kontrolle habe, über die Dinge, die mein Kopf da so tut. Er denkt einfach so vor sich hin. über das was ist, über das was sein könnte, über das was ich nicht wahrhaben will usw. Was in extremen Fällen dazu führt, dass ich Probleme kreiere wo eigentlich gar keine sind.

Ich habe Finn beim Online Dating kennengelernt. Alles ging sehr schnell. In diesem Punkt waren wir uns sofort einig. Wochenlanges E-Mail-Schreiben und Telefonieren ist nicht vergleichbar mit einem Treffen im realen Leben. Sobald man sich am Telefon sympathisch ist, kann man sich auch auf einen Drink treffen. Sonst verschwendet man womöglich noch Wochen des eigenen Lebens mit jemandem, der über Nachrichten der tolle Hecht ist und beim Date kein Wort rauskriegt. Finn und ich hatten sowohl online als auch real einen sofortigen Draht zueinander.

Dennoch befahl mein Hirn mir drei Dates später mich auf keinen Fall auf Finn zu versteifen und meine Zehen weiterhin in den Dating-Pool zu tauchen. Ich stimme meinem Hirn hier überraschenderweise auch mal zu. Wann werde ich je nochmal so jung sein und die Chance haben zu tun was ich will?