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Euphorie bei einer neuen Liebe

Euphorie

Euphorie bei einer neuen Liebe
© karosieben, pixabay

Selten bin ich mit einer solchen Euphorie zum ersten Treffen der Eltern einer neuen Freundin gefahren. Nun gut, zugegebenermaßen gab es da auch nicht wirklich viele. Um genau zu sein nur die Eltern meiner Ex waren wirklich ein relevanter Teil meines Lebens. Und das erste Treffen dort war absoluter Horror. Milde Anfang 20, die erste richtige Beziehung und noch nie vorher wirklich die Eltern von irgendwem kennengelernt. Hinzu kam, dass meine Ex ein ganz typisches Landkind war. Da ist ein Mann ohne Bierbauch ein Weichei und wer nach drei Litern Selbigem nicht mehr selbst fährt, ist sowieso ein Waschlappen. Andere Werte eben. Und keine Polizei, die das Dorf kontrolliert.

Ich hingegen: Student. Computer mein Leben, Bier mein Freund, aber lange nicht mein Bester. Besonders am nächsten Morgen, wenn es dann zum Frühstück Schnaps geben soll. So habe ich die Hälfte der ersten Nacht bei den Eltern meiner Ex damit verbracht das Klo zu umarmen und musste morgens schon beim Gedanken an Schnaps fluchtartig den Frühstückstisch verlassen. Ich wurde schnell abgestempelt als Weichei und wurde auch auf eine lange Sicht nicht mehr richtig warm mit den potenziellen Schwiegereltern. Mit der Zeit wurde es deutlich besser und zum Ende der Beziehung sind sie mir dann richtig ans Herz gewachsen, was gemessen an den vielen Anrufen ihrer Mutter nach der Trennung bei mir, scheinbar auch auf Gegenseitigkeit beruhte.

Dennoch: Ich war voller Euphorie Jasmins Eltern kennenzulernen. Schließlich war es ein ziemlich großer Schritt. Ein Schritt, der meiner Meinung nach einiges aussagt. Man stellt schließlich nicht jedem seine Eltern vor. Der Druck wird ja irgendwann ungemein höher, je mehr Menschen im Umkreis von der Paarkonstellation wissen. Irgendwann ist der Punkt überschritten an dem man ganz klammheimlich die Beziehung beenden kann, ohne dass es Konsequenzen hat. Nur zwei Menschen, die wieder getrennte Wege gehen. Sind schon Freunde involviert muss man es denen erklären, bei Eltern wird es dann immer schlimmer.

Da Trennung jedoch nicht auf meinem Plan steht, hielt ich es für unabdingbar die Familie so langsam aber sicher vorzustellen. Allein, dass meine Mutter die Hoffnung auf weitere Enkel nicht ganz aufgeben muss. Ein kleines Vorstellwochenende (erst zu ihr, dann zu mir) war der Plan. So kann man die unangenehme Stille auf ein Minimum reduzieren. Gut, dass Jasmin von Natur aus sehr gesprächig ist. Meine Mutter nahm mich jedenfalls irgendwann zu Seite und drückte ihre tiefe Dankbarkeit für eine so nette Freundin aus. Schön auch, als meine Mutter sich persönlich bei Jasmin bedankte, dass sie es mit mir aushielt, ich sei ja auch nicht der Einfachste. Danke Mutti.

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