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Eingestehen und daran arbeiten

Zu meiner großen überraschung hat sich Jasmin nur einen Tag später gemeldet. Sie rief mich abends an und wir haben eine halbe Ewigkeit am Telefon verbracht. Am Anfang war es eine belanglose Plauderei. Ein Austausch an Nettigkeiten und Informationen.

„Wie geht es deine Nichte?“

„Wie bist du nach Hause gekommen?“

„Ich hoffe du bist nicht böse, dass unser Date so früh geendet hat?“

„Wie war dein Tag?“

„Was hast du heute/morgen/übermorgen noch so vor?“

Nichts davon hat mich interessiert und ich gehe sehr stark davon aus, dass auch sie eher gelangweilt war und nicht wirklich wissen wollte, was so nächste Woche der Plan war. Warum auch?

Als wir kurz davor waren unsere Konversation nach 10 Minuten zu beenden, fassten wir uns scheinbar gleichzeitig ein Herz und setzten im selben Moment mit einer Feststellung bezüglich unseres Dates an. Ich musste lachen. Jasmin auch. Der Weg war geebnet um über diese schrecklichen 90 Minuten zu reden. Wieso, warum, wie konnten wir Stunden am Telefon verbringen und keine Sekunde in Schweigen verfallen, aber das Date war die reinste Katastrophe?

Ich war erleichtert, dass sie es auch so sah und ebenso keine einleuchtende Erklärung für diese Situation hatte. Wir rätselten über eine Stunde, hatten die wildesten und lustigsten Theorien und ich war wieder in der Jasmin-Zone. Die Zeit vergeht im Flug und die Verbindung zwischen uns ist unvorstellbar. Wieso konnten wir es nicht hinbekommen, uns im realen Leben dieses Gefühl zu vermitteln?

Lustigerweise brachte Jasmin die Sache mit dem fehlenden Alkohol auf. Wie könnte man sich denn auch entspannen, wenn man rein gar nichts trinken könne? Drastisch. Aber wahr. War ja schließlich mein Gedanke! Ich konnte ihr also nur beistimmen. Dennoch sahen wir keine wirklich Lösung für die Situation, da mindestens einer immer fahren müsste und übernachtungsszenarien viel zu früh waren und wahrscheinlich nur noch mehr Druck auf das Date ausüben würde. Nun gut, wir mussten uns also völlig nüchtern kennenlernen. Kann ja nicht das erste Mal in der Geschichte des Online-Dating sein?!

Nach drei Stunden Telefonat konnten wir uns auf einen Masterplan einigen: Wir werden zehn Mal zusammen weg gehen. Als Date zählt nur, was mindestens 90 Minuten anhält, mit der Aufnahme von entweder Speisen oder Getränken verbunden ist und nicht durch die Notwendigkeit der Stille (Kino, Oper, Sauna) behindert wird. An und für sich scheinen mir die ausgehandelten Konventionen wirklich akzeptabel. Am Telefon konnten wir uns in jedem Fall maßlos über uns selbst amüsieren und es zeigt sich mal wieder von neuem, dass Kommunikation doch der Schlüssel zu einer guten „Beziehung“ ist.

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