Eine verhasste Frage

So habe ich mich also wieder in die Datingwelt gestürzt und festgestellt, es hat sich nicht viel verändert. Es erinnert mich immer noch stark an Online-Shopping nur, dass die Auswahl nicht so groß ist. Dennoch tue ich mein bestes und bleibe optimistisch. Bis zum ersten Date mit einer Frau, die laut Profil sehr interessant erscheint.

Gebildet, hübsch und Höhlentauchen ist ihre große Leidenschaft. An sich klingt das ziemlich spannend und ich freue mich fast auf unseren gemeinsamen Abend. Wie schlimm kann es denn auch schon sein.

Sehr schlimm um genau zu sein. Hübsch: nun gut, sie ist auf ihrem Profilfoto zu sehen. Mehr aber auch nicht. Vorteilhafte Fotografie in den Endzügen.

Gebildet: Mag sein, dass sie laut Papier den ein oder anderen Abschluss in der Tasche hat, interessant macht das sie kein bisschen.

Ihr erstaunliches Hobbie wird in einem Satz abgehandelt. Ja, sie taucht gern. Da unten ist es eben so schön still und man ist ganz mit sich und seinen Eindrücken alleine. Das klingt super, aber kann man da nicht mehr erzählen?

Also erzähle ich ein bisschen von mir. Die Zeit vergeht langsam und zäh und wir haben noch nicht mal das Essen bestellt, als meine absolute Lieblingsfrage in den Raum geworfen wird.

Es vergeht kein Date, bei dem nicht mindestens einmal im Laufe der Zeit diese Frage in die Konversation eingebaut wird: Und? Warum machst du Online-Dating?

Ich weiß nicht warum genau, aber es ist eine verstörende, sehr nervige Frage geworden. Zu Anfang habe ich mir noch wirklich Gedanken gemacht, wieso ich eigentlich Online-Dating mache. Motive bei der Lebensfindung und sowas. Heute stehe ich zwischen: „So suche ich mir meine Opfer aus“ und „Keine Ahnung, du?“. Aus diesem Spektrum wird gewählt je nachdem wie gut das Date läuft. In diesem Fall Letzteres.

Es stellt sich als Fehler heraus, die Frage an sie zurück zu richten. Denn irgendwie „platzt“ etwas in ihr. Sie kann gar nicht mehr aufhören mir ihre ganze Lebensgeschichte zu erzählen, wie sie denn letztendlich auf der Seite, auf der wir uns kennengelernt haben,  gelandet ist. Ich bekomme kein Wort unter. Naja, auch ok. Ich esse stillschweigend mein Essen und bin in Gedanken auf einer sonnigen Karibikinsel.