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Dann halt weniger tiefe Gefühle

Letztes Wochenende rief mich Clara mitten in der Nacht an. Ich wusste, dass es definitiv keine gute Idee war, den Anruf entgegenzunehmen und dennoch konnte ich meine Neugierde nicht unterdrücken und nahm ab. Sie war sehr betrunken und mit sehr betrunken meine ich wirklich sehr betrunken. Ich konnte kaum ein Wort verstehen, da sie nur noch lallen konnte. Sie erzählte mir irgendwas von der Party ihres Lebens. Warum genau sie mich um halb 2 dafür anrufen musste, war mir allerdings schleierhaft. Ich wünschte ihr also noch viel Spaß und legte auf.

Es dauerte kaum eine Minute als sie erneut anrief. Schon weniger erheitert und mehr genervt ging ich erneut ran und diesmal war es totenstill im Hintergrund. Die laute Musik von eben war wie weggeblasen und es war rein gar nichts mehr zu hören. Ich dachte kurz Clara hätte wieder aufgelegt, doch dann sagte sie, dass sie mich vermisste und einen großen Fehler gemacht hatte zu ihrem Ex zurück zu gehen. Ich konnte und wollte mich nicht mitten in der Nacht mit einer betrunkenen Frau auseinander setzen, die spätestens in ein paar Stunden bereuen würde, dass sie mich angerufen hatte. Ich sagte ihr also, sie solle ein Taxi nach Hause nehmen und wenn sie sich morgen noch an irgendwas erinnern könnte, könnte sie sich ja nochmal melden. Ich legte auf, bevor sie sich verbal wehren konnte. Danach schaltete ich mein Handy aus.

Am nächsten Morgen rief Clara tatsächlich wieder an. Gemessen am Grad ihrer Betrunkenheit hätte ich erwartet, dass sie mindestens bis Nachmittags im Koma liegt. Sie entschuldigte sich, beharrte aber auf dem was sie auch schon am Abend gesagt hatte. Ihr Ex war ein Fehler und die Sache auch schon wieder vorbei. Sie wollte sich mit mir treffen und persönlich sprechen. In meinem Kopf sprachen eine Millionen Gründe dagegen, dennoch stimmte ich zu. Also trafen wir uns am Nachmittag in einem Park. Wir liefen ein bisschen durch die Gegend bevor wir eine Bank fanden. Alles in allem war es einfach nur eine unangenehme Situation, die durch unser Schweigen nicht besser wurde. Schließlich fragte ich einfach direkt, was genau sie jetzt eigentlich von mir wollte. Es wurde ein langes Gespräch, in dem ich die meiste Zeit das Gefühl hatte, Clara hatte eigentlich keine Ahnung was sie selber wollte. Doch das was sie hatte eben einfach nicht. Ich sagte wenig und gegen Abend wollte ich nach Hause zum Denken. Wir gingen also und ich verabschiedete mich wahrscheinlich etwas übereilt, als könnte ich es nicht erwarten von ihr wegzukommen.

Ich wusste nur eins als ich wieder an meiner Wohnung angekommen war, eine Beziehung zu Clara war einfach zu intensiv für meinen Geschmack. Ich brauchte Gefühle light. Menschen kennenlernen, ein paar tolle Dates haben, aber eben nichts Festes und so Intensives. Genau da lag aber mein Problem: wie stelle ich das an? Ich habe noch nie eine Lightbeziehung geführt und habe auch keine Ahnung wie so etwas ablaufen soll!

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